Wofür schlägt dein Herz, Tobias Dellit?

Schöne Worte und Musik – diese Kombination hat es Tobias Dellit angetan. Deshalb singt, erzählt und kommentiert er manchmal gleichzeitig. Als Liedermacher beteiligt er sich aktiv auf Festivals und brachte am 9.11.2018 sein neues Album „kümmel“ heraus. In diesem Interview verrät er uns wofür sein Herz schlägt.

Wofür schlägt dein Herz?

Meistens für einige wenige Menschen. In einigen Fällen auch synchron zu guter Musik, wenn man sie denn mal wirklich anhört und nicht nur aufschnappt, wie im Vorbeigehen.
Und ich glaube ein bisschen für schöne Worte, für das, was Freude macht, wenn es aus dem Alltags-Palaver heraussticht. Für das, dessen Bedeutung sich nicht im ersten Schluck offenbart, sondern ein Stück länger im Ohr liegen muss und dort Wurzeln schlägt, bis es vielleicht blüht – oder nicht.

Wie bist du zur Musik gekommen?

Immer wieder eine schwierige Frage. Gehört habe ich natürlich zuerst, was meine Eltern oder Geschwister mir vorgesetzt haben. Zum Glück war da viel Gutes dabei – aber das ist kaum einzugrenzen. Als junger Mensch spielte ich dann Gitarre und hab Lieder über meine Lehrer_Innen oder Mitschüler_Innen geschrieben, die ich heute besser nicht wiederhole. Außerdem habe ich viel Jugendarbeit gemacht, dort war das gemeinsame Singen und Musizieren immer zentraler Bestandteil. Mit der Musik ist es nach meinem Empfinden eher so, dass sie dich jagt. Und wenn sie dich hat, dann entkommst du ihr oft für Wochen nicht. Sei es nur ein Lied, ein Vers, eine kleine Melodie. Sie ist immer das was am Ende bleibt. Und bis zu diesem Ende wird sie mich faszinieren.

Was macht deine Musik für dich aus?

Zum großen Teil der Text. Ich weiß, dass bei vielen Koleg_Innen meist zuerst die Melodie da ist und dann ein Text gemacht wird. Bei mir ist das eher andersherum – vielleicht wie bei einem/r Rapper_In. Ich habe etwas zu sagen und benutze dann die Musik als Transportvehikel – zumindest auf dem aktuellen Album. Rainald Grebe hat mal geschrieben „Der Viervierteltakt geht ganz tief rein in die Gedanken“ – recht hat er.

Was möchtest du mit deiner Musik vermitteln?

Noch so eine schwierige Frage. Ich glaube nicht, dass es so eine spezielle Sache gibt, die ich gerne den Hörer_Innen mitgeben möchte. Ich verarbeite meine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen in Texten – was andere daraus machen kann ich mir meistens gar nicht so richtig erklären. Ab und an kommt es vor, dass ich mit Menschen darüber spreche, was sie in meinen Liedern sehen und dann bin ich immer erstaunt, wie weit Intention und Reaktion auseinandergehen. Natürlich gibt es auch Texte, die in eine Richtung deuten. Eine Richtung, die mir dann vielleicht wichtig ist.

Woran arbeitest du gerade?

Wir basteln gerade an einigen Festivals und Konzertveranstaltungen in Stuttgart, wie das Vive la Vie Festival, das Bunter Beton Festival, das PopUp Liedermacher_innen Festival. Außerdem hat mir das Album-Release einen kreativen Schub verpasst. Da geht schon mal die ein oder andere Nacht fürs Schreiben drauf. Das ist natürlich immer das, was man sich am meisten wünscht.

Welche Lieder findet man auf deinem neuen Album? Wie hast du die Arbeit an deinem Album empfunden?

Auf dem aktuellen Album sind 10 Songs, die sich in den letzten 7 Jahren, die ich unterwegs bin, als würdig erwiesen haben und ganz gut zusammenpassen, wie ich finde. Zugegeben auch ein paar recht alte Dinger. Ich merke aber jetzt schon, wie das Abschließen der Songs in einem Album den Kopf für Neues frei macht – das ist gut. Im Endeffekt hat die Arbeit am Album gar nicht so lang gedauert. Nur ca. 5 Jahre Prokrastination und dann 50 Stunden tatsächliche Produktion. Viele großartige Menschen aus meinem Umfeld haben mir unentwegt in den Arsch treten müssen, dass ich die Sachen tatsächlich auf einem Album fixiere. Ich bin ihnen sehr dankbar. Man kann noch so viel Solo-Künstler sein, ohne Menschen wie Stefan Kraft, David Stebner und Sascha Rössler, die sich dann einfach kurz 50 Stunden am Stück mit dir im Studio einschließen geht einfach gar nichts. Es war ein Gemeinschaftsprojekt – und das hatte ich selten in meiner eigenen musikalischen Laufbahn bisher. Ich konnte viel lernen dabei. Das ist immer gut und macht Lust auf mehr.

Welches Projekt wolltest du schon immer einmal machen?

Also eines kann man jedenfalls vom 11.-14. Juli in Stuttgart miterleben. Da erfüllen sich gleich ein paar kleinere und größere Träume. Ansonsten wollte ich noch ein weiteres Mal bis ans Nordkap fahren. Das wird auch passieren. Da oben ist einfach alles anders, alles langsamer, alles rauer. Das gefällt mir. Ist das zu bescheiden?

Wann bist du an kreativsten und was hilft dir dabei?

Nachts, wenn niemand etwas von mir will. Klingt erstmal logisch, aber selbst, wenn ich tagsüber alle Kommunikation zur Außenwelt einstelle klappt es weniger gut als nachts.

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