Bücher werden immer und immer wieder neu verfilmt; es gibt eine schwedische und eine Hollywood-Verfilmung von der Millennium Trilogie von Stieg Larsson, eine Zeichentrickversion von Herr der Ringe aus den 70ern und natürlich die Peter Jackson Version, es gibt sogar über 30 Verfilmungen von Alice im Wunderland. Aber wieso werden Filme so viel öfter überarbeitet als ihre Buchvorlage?
Man sieht zwar wie Bücher neu aufgelegt werden, wie die neue Carlsen Edition der Harry Potter Serie, aber das ist ja nur das alte Buch in neuem Glanz, also dem Einband, und nicht eine neue Version des Buches. Und das hat oberflächlich einen offensichtlichen Grund: Filme bringen nur für eine kurze Zeit sehr viel Geld ein, aber ein Buch, das zu einem Klassiker wird, verkauft sich immer. Geld spielt immer eine große Rolle, deshalb werden ja auch fast nur Bestseller verfilmt. Da ist ja schon ein Interesse da. Aber Filme bringen meistens nur in den ersten paar Wochen, die sie im Kino laufen, den richtigen Ertrag den sich die Filmemacher erhoffen.
Bücher wie Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing werden bis heute noch in der Schule gelesen und oft gekauft. Auch Bücher mit denen die Eltern, oder Großeltern aufgewachsen sind, werden für Kinder neu gekauft und bleiben somit im Umlauf.
Es gibt jedoch noch einen anderen Grund
Es gibt jedoch noch einen anderen Grund, der nicht jedem sofort in den Sinn kommt, nämlich dass die Technik für Filme immer besser wird. Es gibt immer bessere Kameras, Aufnahmemethoden, Bearbeitungsprogramme und Special Effects. Sieht man zum Beispiel den ersten Charlie und die Schokoladenfabrik Film aus den 70ern, sieht man, dass viel vom Originalmaterial geändert werden musste um leinwandtauglich zu werden. Zum Beispiel knacken auf einmal keine Eichhörnchen mehr die Nüsse, wie in Roald Dahls Buch, sondern große Gänse legen goldene Schokoladeneier. Tim Burton konnte 2005 die Illusion der Schokoladenfabrik durch ausgereifte Special Effects, Robotern und ein größeres Budget besser zum Leben erwecken als es in den 70ern möglich war.
Das sieht man natürlich auch in Filmen, die keine Buchvorlage haben, wie Star Wars. Vergleicht man da die Originaltrilogie mit den heutigen Disneyfilmen der letzten Jahre, erkennt man sofort den technischen Unterschied. Die Lichtschwerter sehen echter aus, die Raumschiffe sind beeindruckender, und die Welten und Wesen der anderen Planeten und Sonnensysteme scheinen lebensecht.
Teilweise sind aber auch kulturelle Veränderungen Grund für eine neue Verfilmung, wie zum Beispiel bei dem Musical Annie. Ein Film wurde 1982 veröffentlicht und spielt während der Großen Depression (Great Depression) in New York. Annie ist hier ein weißes, rothaariges Waisenmädchen. Rothaarige hatten zu dieser Zeit einen schlechten Ruf, und wurden oft als seelenlos bezeichnet, aber darauf wird im Film keine Anspielung gemacht. Im neueren Film von 2014, wird Annie von einer schwarzen Schauspielerin gespielt, und spielt in der heutigen Zeit. Themen wie Diskriminierung und Rassismus werden hier angesprochen und behandelt. Der Film hat sich also mit dem Zeitgeist weiterentwickelt.
Filme gehen immer mit der Zeit
Filme gehen immer mit der Zeit und verändern sich dementsprechend, es werden dort Themen der Zeit behandelt, in der sie veröffentlicht wurden, selbst wenn der Plot in einer anderen Zeit spielt. Bücher machen das genauso, aber sie werden mehr zur kulturwissenschaftlichen Analyse benutzt. Sie müssen sich nicht weiterentwickeln, da sie eine Art Zeitzeugen dafür sind, wie sich die Menschen entwickelt haben, und wofür sie sich zu welcher Zeit interessiert haben. Filme als visuelles Medium können durch ihre Technik veralten, Worte jedoch veralten nicht.
Manchmal kommt es jedoch vor, dass ein Buch durch seine Verfilmung beeinflusst wird. Es kann zum Beispiel sein, dass ein Buch einen neuen Namen bekommt, da es dadurch mehr Verbindung zum Film hat, und man sich erhofft mehr Kopien zu verkaufen. Ein relativ aktuelles Beispiel dafür ist das Buch Simon Vs. The Homo Sapiens Agenda (Deutscher Titel: Nur Drei Worte) von Becky Abertalli (2015), dass dieses Jahr (2018) unter dem Namen Love, Simon verfilmt wurde. Prompt nachdem der Film in den USA anlief, wurde das Buch ebenfalls unter dem Namen Love, Simon und nicht mehr unter seinem Originaltitel aufgelegt. Das ist neben Buchcovern mit den Filmcharakteren eine relativ typische Marketingstrategie.
Was jedoch nicht so typisch ist, ist die Geschichte zu dem Film Falsches Spiel mit Roger Rabbit (Originaltitel: Who Framed Roger Rabbit). Nicht viele wissen, dass der 1988 erschienene Film auf der Novelle Who Censored Roger Rabbit (1981) von Gary K. Wolf basiert. Was jedoch noch weniger Menschen wissen, ist, dass Wolf eine ganz andere Handlung in seinem Originaltext hatte, als die die im Film gezeigt wird. Die Geschichten haben fast keine Gemeinsamkeiten, außer, dass sie beide in einer Welt spielen in der Toons und echte Menschen zusammenleben, und Toons einen Doppelgänger formen können für gefährliche Stunts in ihren Filmen. Ein großer Unterschied in den Geschichten, ist zum Beispiel die Beziehung zwischen Roger Rabbit und seiner Frau Jessica Rabbit, im Film ist es die wahre Liebe zwischen den beiden, in der Novelle ist es jedoch nur ein Zauber von einem Flaschengeist, Jessica ist also nicht absolut freiwillig mit Roger in einer Beziehung.
Jetzt kommen wir aber zum interessanten Teil: Wolf war so begeistert vom Film, dass er kurzerhand sein Buch umschrieb und mit dem Plot des Films neu veröffentlichte. Das ist wirklich eine Seltenheit, von so etwas habe ich tatsächlich noch nie davor gehört.
Filme sind allgemein kurzlebiger als Bücher
Filme sind allgemein kurzlebiger als Bücher und können einfacher neu aufgesetzt werden. Andere Regisseure und Produzenten haben verschiedene Vorstellungen und Anregungen für alte Geschichten. Bei Büchern ist das nicht so einfach, Autoren lassen sich oft inspirieren und benutzen bereits existierende Figuren und Universen, oder allgemeine Plots, aber ein Autor wird nie genau die gleiche Geschichte wie ein anderer Autor neu veröffentlichen. Da sind Visuelle- und Printmedien einfach zu verschieden.