ADHS | © 2021 Couch & Chaos | Luis Villasmil / Unsplash | couchundchaos.de

ADHS – Nicht nur eine Kinderkrankheit | Tabuschleife

Beim Begriff Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, denken viele an den Zappelphilipp. Tatsächlich betrifft das Phänomen alle Geschlechter und bleibt lebenslang.

Unkontrolliert herumspringende Jungen, die einfach nicht stillhalten oder lernen wollen. So haben auch Wissenschaftler*innen ADHS für eine lange Zeit gesehen. Erst seit kurzem werden auch Mädchen mit dieser chronischen Krankheit diagnostiziert. Und ein Großteil der betroffenen Kinder nehmen sie ins Erwachsenenleben mit. In Deutschland sind 4,7 Prozent der Erwachsenen betroffen.

ADHS ist eine Krankheit, die laut vielen Menschen „überdiagnostiziert“ wird. Wenn man aber genauer hinsieht, ist eher das Gegenteil der Fall. Wenn Jungs auffällig sind, durch Unaufmerksamkeit oder vor allem Hyperaktivität, werden sie direkt untersucht. Bei Mädchen hingegen sehen die Symptome aber schon etwas anders aus. Bei ihnen äußert sich die Krankheit eher durch innere Unruhen, Vergesslichkeit, starke Stimmungsschwankungen, Tagträumereien oder auch ein langsames Arbeitstempo. Mädchen mit ADHS gelten dadurch mehr als verpeilt und ruhig, sie fallen nicht so sehr auf.

Bei Mädchen verschlimmern sich die Symptome in der Pubertät

Für Jungs gilt hier, dass sie aus der Krankheit herauswachsen, was oftmals gar nicht der Fall ist. Da die Hyperaktivität jedoch zurückgeht, scheint es so als wäre die Krankheit besser geworden. Bei Mädchen hingegen können sich die Probleme im frühen Teenageralter deutlich verschlimmern. Tatsächlich haben Wissenschaftler*innen bei beiden Geschlechtern eine Verschlechterung der ADHS Symptome festgestellt, bei Mädchen war diese jedoch deutlich stärker. Das trägt auch dazu bei, dass Jungs im Grundschulalter deutlich öfter die Diagnose erhalten als Mädchen, wohingegen das Verhältnis bei Erwachsenen angeglichener ist, also fast ausgewogen.

ADHS Symptome bei Erwachsenen

ADHS ist eine Krankheit, die sich im Laufe des Lebens verändert. Somit sind manche Symptome bei Kindern nicht die gleichen wie bei Erwachsenen. Was wohl das typischste Symptom der Krankheit, ist die Aufmerksamkeitsstörung. Bei Erwachsenen zeigt sich diese oft in Arbeitssituationen. Betroffene Personen schweifen beispielweise bei Präsentationen oft mit den Gedanken ab oder sie können sich nicht auf ein Gespräch konzentrieren. Auch Großraumbüros können hier durch viele Nebengeräusche und Tätigkeiten ein Problem sein. Auch Vergesslichkeit stellt einen großen Teil des Problems dar. Betroffene vergessen oftmals Aufgabenteile, was zu unvollständigen Arbeitsergebnissen führt.

Ein weiteres Symptom bei Erwachsenen ist eine innere Unruhe. Diese zeigt sich bei Mädchen bereits in jüngeren Jahren, aber bei männlichen Betroffenen hingegen, entwickelt sich oft eine motorische Unruhe in eine innere. Diese Unruhe zeigt sich auch durch Langweile in Ruhesituationen oder das Abschweifen vom Thema in Gesprächen. Oft zeigen sich auch feinmotorische Unruhen, wie das Wippen mit den Füßen, oder das Herumspielen mit Stiften und Ähnlichem. Andere Betroffene leiden sogar unter einer Hypoaktivität, wirken also wie Couchpotatos, schon fast bewegungsfaul. Hypoaktivität soll häufiger bei Frauen auftreten als bei Männern, dies wird allerdings nur von wenigen Studien bestätigt.

Erwachsene Betroffene, wie auch Kinder, haben oft auch Probleme mit der Impulskontrolle. Bei Kindern zeigt sich das oft durch das Sprechen ohne Filter, also ohne die Folgen zu bedenken. Bei Erwachsenen zeigt sich dieses Symptom durch impulsives Kaufen oder riskantes Autofahren, wie auch das Treffen vorschneller Entscheidungen ohne mögliche Konsequenzen zu beachten. Auch starke Provokationen in Gesprächen oder das Ignorieren von Regeln und Gesetzen sind Teil dieser Symptomatik.

Eine Verhaltenstherapie kann bei Erwachsenen gut funktionieren

Es gibt noch weitere Symptome, wie Desorganisation oder emotionale Labilität, mit denen sich der Unterschied in der Symptomatik zwischen Männern und Frauen gut erklären lasst. Frauen mit ADHS sind eher unsicher in ihrem Selbstwertgefühl, verträumt, chaotisch beim Planen, wie auch beim Handeln und leiden häufiger unter Stimmungsschwankungen. Männer hingegen sind eher nervös, ungeduldig und haben Probleme mit Routine und Teamarbeit.

Wenn eine Person im Kindesalter die Diagnose ADHS erhält, kommt das meistens in Kombination mit einer Therapie, die Kindern beibringt, wie sie mit der Krankheit umgehen können. Eine solche Therapie gibt es mittlerweile auch für erwachsene Betroffene. So eine Therapie findet im Normalfall in Form einer Verhaltenstherapie statt, bei der Patient*innen ihr eigenes Verhalten analysieren und lernen, ungünstige Aspekte ändern zu können. Diese Therapien können Einzel- wie auch Gruppentherapien sein, und werden oft in Kombination mit Medikamenten durchgeführt. Dies ist jedoch eine sehr junge Entwicklung. Da es lange Zeit als Fakt galt, dass nur Kinder und Jugendliche unter ADHS leiden, dufte Methylphenidat (einer der gängigsten Wirkstoffe bei ADHS) bis 2011 Erwachsenen nicht verschrieben werden.

Die Krankheit ADHS bei Erwachsenen ist definitiv noch zu wenig untersucht und es leiden mehr Menschen darunter als man denkt. Hast du dich in den Symptomen wiedergefunden? Hier  findest du einen der zahlreichen Tests, die man im Internet machen kann, jedoch sind die Ergebnisse keine Diagnose. Jeder der Tests rät bei Verdacht einen Arzt aufzusuchen.


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