Nach den ganzen Feiertagen geht auch die Reihe Kulturschleifen mit der tamilischen Kultur weiter. Thematisch passend, beschäftigen wir uns heute mit den kulturellen Feiertagen der Tamilen und ihren Bräuchen.
Am 14. Januar findet traditionell das Thai Pongal (தைப்பொங்கல்) statt, was übersetzt „Januar – Überkochen“ bedeutet und für das Erntedankfest steht. Die Tamilen feiern an diesem Tag ihre Dankbarkeit gegenüber der Sonne und der Natur für ihre Gaben. Das Thai Pongal gehört für sie zu den wichtigsten Feiertagen im Jahr.
Pongal ist aber auch eine Nachspeise, die aus Reis, Mungbohnen, Milch, Palmzucker, Rosinen, Cashews und Kardamom besteht. Dieses Gericht wird draußen am Hof in einem runden Topf zubereitet. Der Hof der Gastgeber wird hierbei mit schönen Mandalas aus Kokosraspeln (Kolam) verziert und die Familie und Gäste tragen das kulturelle Saree und Veetthi, die traditionelle Kleidung der Tamilen. Während die Nachspeise draußen zubereitet wird, stehen die Verwandten um den Topf herum, bis das Pongal überkocht. Das Überkochen des Gerichts symbolisiert das Leben und den Neuanfang des Jahres für alle Lebewesen und die Natur. Dabei zeigen die Tamilen ihre Dankbarkeit für die Ernten und feiern die Ernten des kommenden Jahres.
Nach dem Überkochen wird die erste Portion Pongal und weitere vegetarische Gerichte an die tamilischen Götter geopfert, dazu wird gebetet und gesungen. Anschließend wird das Essen verteilt.
Mattu Pongal und Puthandu
Am darauffolgenden Tag, dem 15. Januar, findet das Mattu Pongal statt, was übersetzt „Kuh“ bedeutet. Das hat jedoch nichts mit dem Glauben zu tun, die Kuh sei heilig, sondern steht für ein Fest, bei dem die Tamilen ihre Dankbarkeit für die von der Kuh gelieferten Erzeugnisse zeigt. Dazu gehört die Milch, aber auch der Dünger der Kuh. Dabei sind die Tamilen beispielsweise dankbar dafür, dass die Kuh auch für Mütter, die selbst keine Muttermilch produzieren können, da sind und ihnen helfen.
Ein weiterer Feiertag ist das Neujahrsfest – ‘Puthu Varusha Pirappu’ oder Puthandu. Die Tamilen haben einen völlig anderen Kalender, verglichen mit dem gregorianischen Kalender, den wir nutzen. Nach dem tamilischen Kalender wird dieses Fest am 14. April gefeiert und steht für den Frühlingsbeginn. Dieser Tag ist der Beginn des ersten Monats des tamilischen Sonnenkalenders. Die Tamilen verbringen den Tag zunächst damit, im Tempel zu ihrem Familiengott zu beten. Danach gehen die Familien nach Hause und feiern gemeinsam den Tag. Auch hier wird der Hof der Gastgeber mit Mandalas aus Kokosraspeln geschmückt. Um den Frühlingsanfang zu symbolisieren, werden ebenfalls Girlanden aus Blumen und Mango-Blättern über den Hof und im Eingang aufgehängt. Auf diese Weise werden die Familie und Freunde, die zu Gast sind, geehrt und willkommen geheißen. Außerdem empfangen die Tamilen so das neue Jahr. Das kulturelle Gericht zu diesem Feiertag besteht aus dem Payasam, einemsüßen Gericht aus Reis, das den Gästen serviert wird. Silvester wird auch von den Tamilen als Neujahr gefeiert, das Puthandu wird vermehrt als Frühlingsanfangsfest zelebriert.