Die Couch und Chaos-Redaktion präsentiert: Unsere Lieblingsgruselfiguren – Fuchsgeister

Die dunkle Jahreszeit hat begonnen und Geschichten über Gespenster und Geister scheinen nun viel glaubhafter zu sein. Doch es gibt nicht nur den klassischen Geist im weißen Tuch. Schreckgestalten gibt es in den verschiedensten Formen und jede Kultur hat ihre eigenen Monster. Aus diesem Grund präsentieren unsere Redakteur*innen Euch ihre Lieblingsgruselfiguren. Dieses Mal nimmt euch Laura mit auf eine Reise in den Osten Asiens zu den Fuchsgeistern.

Was ist es jetzt nun eigentlich – Hund oder Katze? Für mich ist der Fuchs eines meiner absoluten Lieblingstiere, denn er verkörpert die fast perfekte Mischung zwischen diesen zwei Tiergattungen – und es gibt ihn in vielen süßen Varianten. Mein Favorit ist definitiv der Wüstenfuchs mit seinen dunklen Knopfaugen und großen, flauschigen Ohren. Des Rätsels Lösung ist übrigens der Hund: Der Fuchs gehört zu den hundeartigen Raubtieren. So, jetzt wäre das auch geklärt!

Reineke Fuchs – die deutsche Fuchsfabel

In der deutschen Fabel ist der Fuchs auch als Reineke bekannt, dessen Ursprung sich bis ins europäische Mittelalter im 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Der heute noch gängige Name Reineke Fuchs kommt vom gleichnamigen Versepos von Johann Wolfgang von Goethe.

Die einen sehen ihn als ein Sinnbild für Schlauheit und Klugheit – daraus ergeben sich Aussagen wie „Du schlauer Fuchs!“; für andere steht er für Durchtriebenheit, Raffinesse und Niedertracht. All diese Assoziationen und Charaktereigenschaften zu seiner Person sind in Fabeln, Sagen und Erzählungen verwurzelt, die schon seit Jahrhunderten kursieren; sie sind Teil der deutschen Kultur – doch natürlich ist der Fuchs kein Tier, das nur in Deutschland beheimatet ist! Er kommt in vielen Ländern und Kontinenten dieser Welt vor und hat auch dort seine ganz eigenen Geschichten und Wesenszüge, die mit ihm assoziiert werden.

Doch der Fuchs kann auch übernatürlich sein – und hiermit stelle ich euch meine Lieblingsfolklorefigur vor: Fuchsgeister. Genauer gesagt, die Fuchsgeister aus dem ostasiatischen Raum China, Korea und Japan. Je nach Land werden Fuchsgeister jedoch in einem ganz anderen Licht gesehen und könnten unterschiedlicher nicht sein: mal als frohe, gutgesinnte Wesen, mal als böswillige mit unguten Hintergedanken.

Der chinesische Fuchsgeist – Hǔli Jīng

Alle drei Variationen der asiatischen Fuchsgeister teilen ein paar Eigenschaften, die sie auf den ersten Blick recht ähnlich erscheinen lassen. Sie können ihre Gestalt ändern und nehmen meist die einer jungen, schönen und begehrenswerten Frauenfigur an, wenn sie Menschen begegnen. Sie sind zudem in der Lage, menschliche Emotionen zu empfinden und können dazu sehr alt werden, oder sogar unsterblich sein. In vielen Märchen, Sagen und Legenden, die auf der chinesischen Mythologie basieren, ist die Fuchsfee ein Wesen, das magische Fähigkeiten besitzt, die sie recht mächtig, aber auch gefährlich machen.

Bei den Äußerlichkeiten ihrer tierischen Gestalt gibt es aber auch Besonderheiten: Fuchsgeister werden in vielen Überlieferungen und Erzählungen mit neun Schwänzen dargestellt – eine weitere Überschneidung mit der japanischen und koreanischen Variation, wo dies ebenfalls häufig der Fall ist.

In vielen Geschichten kommen die in Frauen verwandelten Fuchsgeister mit menschlichen Männern zusammen, und gründen sogar eine Familie – sprich, sie gebären auch Kinder. In anderen, weniger schmeichelhaften, Überlieferungen sorgt die Fuchsfee für ehelichen Unmut, denn sie lockt verheiratete Männer in ihren Bann. Allgemein scheint es was Fuchsgeister und -feen angeht, in der asiatischen Mythologie recht erotisch zuzugehen.

Eine überlieferte Sage handelt von Daji, die von einem bösen neunschwänzigen Fuchsgeist besessen war und zu einer Fuchsfee wurde. In der Erzählung fällt das Mädchen einem Herrscher als Kriegsbeute in die Hände, der völlig in ihren Bann gezogen wird. Er ist so in sie vernarrt, dass er seine Staatsgeschäfte vernachlässigt und sie eine immer höhere Position an seiner Seite annimmt. Sie soll zudem äußert grausam gewesen sein, an Folter ihren Spaß gehabt und aus reiner Neugierde brutale Taten begangen haben. Beispielsweise ließ sie einer Schwangeren den Bauch aufschlitzen, um zu sehen, was sich darin befindet. Schlussendlich wurde sie dafür verantwortlich gemacht, dass die Dynastie des Königs zu Fall kam – schließlich kümmerte sich der Herrscher ihretwegen nicht mehr um seine Regentschaft. Als man ihr den Fuchsgeist dann austrieb, sie also exorziert wurde, starb Daji schließlich.

Der Glücksbringer – der japanische Kitsune

In Japan sind sowohl Rot- als auch Schneefüchse ansässig. Der Begriff Kitsune bedeutet Fuchs, steht aber auch für die Fuchsgeister der japanischen Mythologie. Vor allem weiße Füchse sind dabei sehr wichtig; als solche werden zum Beispiel die heiligen Tiere von Inari, Göttin der Fruchtbarkeit, des Reises und der Füchse, dargestellt, die häufig als ihre Boten agieren. Auch Inari selbst wird oft die Gestalt einer reinweißen Füchsin zugesprochen.

Kitsune werden übernatürliche Kräfte zugeschrieben: Sie können ihre Gestalt beliebig wechseln und habe die Fähigkeit, mit Schnauze oder ihrer Schwanzspitze Feuer zu erzeugen. Außerdem ist es ihnen möglich, Illusionen zu produzieren und von Menschen Besitz zu ergreifen. Die Anzahl ihrer Schwänze gibt Aufschluss darüber, wie mächtig ein Kitsune ist: hat er neun Schwänze, wird er als Gottheit betrachtet. Je älter ein Fuchsgeist ist, umso stärker wird er zudem. Wie auch die chinesischen Hǔli Jīng nehmen japanische Fuchsgeister gerne die Gestalt junger schöner Frauen an, heiraten Menschenmänner und gründen eine Familie – jedoch oft aufgrund wahrer Liebe und Gefühle füreinander. Kommt die Wahrheit über ihre wahre Gestalt doch heraus, endet das Familienglück allerdings nicht immer mit einem Happy End.

Da sie als Vertraute der Göttin Inari gelten, werden Kitsune zudem als Glücksbringer gesehen. Sie gelten als gute Wesen und werden auch mit Gebeten und Opfergaben bedacht, um sie froh zu stimmen; in manchen Sagen haben sie aber auch andere Seiten. Im Allgemeinen sind Kitsune trotzdem sehr beliebte und verehrte Geister.

Nichts Gutes im Sinn – die koreanische Kumiho

Auch in der koreanischen Mythologie haben Fuchsgeister – Kumiho – neun Schwänze, und verwandeln sich in hübsche Frauen. Ihre Natur ist jedoch im Gegensatz zu denen ihrer „Artgenossen“ in den meisten japanischen Sagen keinesfalls gut. Sie werden als boshafte Wesen gesehen, die Männer verführen und noch weitere negative Eigenschaften besitzen. Obwohl die ursprüngliche Darstellung der Kumiho der der japanischen Mythologie sehr glich, wurde sie mit der Zeit durch Einflüsse aus anderen asiatischen Religionen wie Hinduismus und Buddhismus immer weiter zum negativen hingezogen. Daher gibt es viele Überlieferungen wonach der koreanische Fuchsgeist in Frauengestalt mit Eigenschaften eines Succubus („besonders schöner und lüsterner Dämon oder Buhlteufelin“) als Verführerin auftritt, eine Menschenfresserin ist und sogar vampirähnliche Züge aufweist. Auch Bezeichnungen wie böse Dämon oder Betrügerin werden den Kumiho zugeschrieben. Angeblich, so wird es im Volksglauben überliefert, benötigen sie eine bestimmte Anzahl an menschlichen Lebern oder sogar Herzen, um eine menschliche Seele zu erlangen. Doch ganz unfehlbar ist auch die Frauengestalt eines Kumiho nicht, denn angeblich kann das verwandelte Wesen enttarnt werden, wenn man es ohne Kleidung sieht – sprich: es gibt visuelle Unterschiede zwischen einer echten Frau und einem Fuchsgeist in Frauengestalt.

Faszination Fuchsgeist

Ob nun Kumiho, Kitsune oder Hǔli Jīng – trotz der charakterlichen Unterschiede gibt es äußerliche Gemeinsamkeiten, die diese drei Wesen miteinander verbinden. Die Geschichten um die tierischen Folklorefiguren sind oftmals uralt und dennoch noch immer tief in der Geschichte und der Wahrnehmung der Menschen vorhanden. Auch in Serien, oder anderen Medien trifft man auf Darstellung dieser Fuchsgeister – oder Variationen von ihnen. So nimmt sich die koreanische Serie „My Girlfriend is a Gumiho” der Thematik von der eher romantischen Seite an, und so böse ist der Fuchsgeist hierbei auch gar nicht. In der chinesischen Serie „Eternal Love of Dream”, die auf einem Roman basiert, ist die Protagonistin Königin in einer übernatürlichen Welt, die die Gestalt eines roten neunschwänzigen Fuchses annehmen kann. Auch hier ist alles sehr romantisch gehalten.

Das diese wunderschönen Tiere so einen Einfluss auf die Mythologie anderer Länder haben, wusste ich für lange Zeit nicht. Umso faszinierender ist es, zu sehen, wie tief diese Sagengestalten noch immer in den Kulturen dieser Länder verankert sind. Der Fuchs an sich ist bereits so ein süßes Tier, auch wenn ihm nicht immer die schmeichelhaftesten Charaktereigenschaften zugeschrieben werden. Wie fantasievoll die Darstellungen in den asiatischen Kulturen ist, finde ich nicht nur spannend, sondern auch recht lehrreich. Die Betrachtungsweisen auf menschliche Eigenschaften und gesellschaftlich nicht akzeptierte Wesenszüge werden einem Geist zugewiesen, und ihm wird dementsprechend entweder gehuldigt, ihm werden Tempel und Gebete gewidmet, oder die Menschen wollen ihn von sich fernhalten – ein Land und seine Kultur auf diese Wiese kennenzulernen ist einfach nur fantastisch!

Es zeigt sich einfach, dass obwohl jedes Land einzigartig ist und die Kulturen nicht unterschiedlicher hätten sein können, wir dennoch auf ähnliche Ideen kommen: Deutsche Fabeln nutzen Tiere wie den Fuchs, um lehrende Geschichten zu erzählen, und schreiben dabei bestimmten Tieren ihre ganz eigenen Charaktereigenschaften zu. Auch wenn es in den Ländern Asiens etwas übernatürlicher zugeht und die Fuchsgeister als existierende Götter und Wesen betrachtet werden, verkörpern sie eine bestimmte Art von menschlichen Eigenschaften, die den Menschen verdeutlichen sollen, was Gut und was Schlecht ist. Gar nicht mal so unklug.

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